Wir sind ja nur Zigeuner - Vollstreckung um Acht
Das Steueramt im Sinti-Dorf (- 2004), 10 Minuten
Am nördlichen Kölner Stadtrand liegt die größte Sinti-Siedlung Deutschlands - und zugleich die älteste. Ein europäisches Vorzeigeprojekt seit 1975, um erfolgreiche Integration zu demonstrieren. “Fahrendes Volk in festen Häusern”, war das Motto. Fast mietfrei durften die Sinti hier wohnen - für symbolische 1,-DM qm “Nutzungsgebühr”. Begründet wurde dies auch mit der ausgebliebenen Holocaust-Entschädigung für Sinti und Roma nach 1945.
Doch jetzt sind die Kassen der Kommune leer. Das Schicksal der Siedlung scheint besiegelt, als die rund 100 Bewohner in aller Herrgottsfrühe Besuch bekommen: ein 10-köpfiges Team des städtischen Steueramtes rückt an, in langen Trenchcoats und mit Polizeiunterstützung, um rund eine Viertelmillion EURO zu beschlagnahmen. Der “Handschlagvertrag” von 1975 mit den Sinti sei angeblich ungültig, heißt es; auch hätten die Bewohner Hundesteuer und andere Abgaben über Jahre nicht bezahlt.
Ein MIGRA-Filmteam hat die beklemmende Pfändungsaktion mit der Kamera beobachtet. Vier Stunden lang quälen sich beide Seiten mit der Gegenwart, mit Sozialneid und Vorurteilen, und mehr noch: mit nicht verarbeiteter Vergangenheit. Heftig verweisen die Sinti gegenüber den Pfändern auf ihre erlittene Verfolgung durch die Nazis.
Die Filmszenen sprechen für sich. Daher braucht dieser Film keinen zusätzlichen Kommentar.
[Filmarchiv]