Armutsprostitution
Beobachtungen im Dortmunder Norden (ARD 2004), 10 Minuten
Viele Politiker wollen es nicht wahrhaben oder bestreiten sogar offiziell den Trend. Doch in Deutschland gehen immer mehr Menschen “anschaffen”, um beruflicher Aussichtslosigkeit zu entgehen und aus Not. Die langanhaltende Wirtschaftskrise und die Arbeitsmarktpolitik haben besonders geringer qualifizierte Jobs von Frauen in der normalen Arbeitswelt vernichtet und die Finanzreserven so mancher Privathaushalte aufgebraucht. Schon die nächste Miet- oder Stromrechnung kann unter diesen Bedingungen, der K.O.-Schlag für die gesamte Existenz sein.
MIGRA-Autor Peter Schran hat sich für die ARD-“Monitor”-Redaktion in den Kneipen des Dortmunder Nordens und am dortigen Straßenstrich umgesehen. Wo Fabriken und Einzelhandelsgeschäfte verschwunden sind, ist ein boomender Sexmarkt entstanden, sind Hemmschwellen gesunken. Um über 60 Prozent stieg hier die Zahl der Frauen, die - überwiegend aus materieller Not- gelegentlich ihren Körper anbieten in ständiger Sorge, von Nachbarn oder Angehörigen entdeckt zu werden. “Aber was soll man machen”, so die 22-jährige Melanie, “irgendwo muss das Geld ja herkommen”.
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